Und nun?
Der gut 1,5 Jahre lange Kampf um mit dem Führerschein (über den Kostenträger, eine geeignete Fahrschule, etc.) anfangen zu können/dürfen gehört mit der bestandenen Führerscheinprüfung am 30.6.17 nun endgültig der Vergangenheit an.
Mit der Fahrschule Sodermanns (in Wassenberg) hat sich nach langer und kräfteraubenden Suche eine Fahrschule gefunden, die kompetent auf die Behinderung eines Menschen gleichermaßen wie auf den Menschen an sich eingeht. Dank der umfangreichen Ausstattung der Fahrschulautos (mit insgesamt über 100 verschiedenen Umbaumöglichkeiten) ist der Fantasie im Bezug auf Möglichkeiten der Hilfestellung beim Führen eines Kraftfahrzeuges (Joysticksteuerung, Gasring, Blinker „in der“ Kopfstütze, etc.) keine Grenze gesetzt.
Nach einer Fahrprobe wurden die Hilfsmittel (Gas-/Bremsschieber, Drehknauf, etc.) bestimmt und einige Wochen danach konnten die ersten Fahrstunden auch schon stattfinden. Dank meiner relativ guten Auffassungsgabe sowie Belastbarkeit konnte und durfte ich teilweise fünf Fahrstunden am Tag nehmen, so dass ich schnell erste Berührungsängste verlor und mein fahrerisches Können schnell steigern konnte.
Seit kurzem bin ich also stolzer Besitzer einer Fahrerlaubnis.
Mein „Traumberuf" war seit der 8. Klasse der Beruf des Mediengestalters. Seit Sommer 2015 besuche ich einen Bildungsgang der genau diesen Beruf lehrt.
Nach vielen schlechten Erfahrungen mit der Schule, sowie nach mehreren Absagen, die auf Bewerbungen für meinen ehemaligen „Traumberuf“ folgten, wurde ich nun vom Schicksal doch noch in die richtige Richtung gelenkt.
Das lässt mich nun sehr positiv in meine Zukunft blicken.
Das Projekt30 hat mich bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsberuf, mit den richtigen Rahmenbedingungen, tatkräftig unterstützt. So hat das Projekt30 einen entscheidenden Anteil dazu beigetragen den nächsten großen Schritt in Richtung eines selbstständigen Leben zu gehen.
Mit Stolz und viel Dankbarkeit - insbesondere für die tatkräftige Unterstützung seitens Projekt30 - kann ich berichten, dass ich ab September diesen Jahres eine Ausbildung als technischer Produktdesigner beginne. Ich sehe diese keinesfalls als Enttäuschung an, meinen ehemaligen „Traumberuf" hinter mir zu lassen, sondern vielmehr als wegweisendes Schicksal.
Ich kann mit Recht behaupten, dass das Projekt30 nicht nur mit Geld für Hilfsmittel hilft, sondern - was viel bedeutender ist - ein Leben mit gestaltet.
Das besondere an der Reha im Ambulanticum war, dass, wie der Name schon sagt, die Reha ausschließlich ambulant angeboten wird. Das spiegelt
die Atmosphäre und der Therapieplan auch wieder. Von anderen Rehaeinrichtungen hat sich auch unterschieden, dass die Therapiemaßnahmen in Insgesamt vier Therapieräumen stattgefunden haben, um die Alltagssituation zu simulieren. Aber natürlich gibt es auch Ausnahmen, das ist aber nicht die Regel.
Wie man sieht, bin ich auf diesem Bild in der Ergotherapie, wo der Fokus auf den Hand- & Armfunktionen liegt. Auf diesem Bild sieht man gut, dass das Ambulanticum sehr modern ist und viel mit Therapiegeräten arbeitet, die mit dem Computer gekoppelt sind, so dass man mit eigenen Bewegungen zum Beispiel ein Computerspiel steuert und so nicht mehr so sehr auf seine Bewegung achtet.
Das
Gerät nennt sich Spacecurl. Es trainiert natürlich den
Gleichgewichtssinn, aber vor allem die Rumpfmuskelatur. Und währenddessen man in dem Spacecurl ist, kann man das auch
wieder "spielerisch" kombienieren zum Beispiel in dem man ein Ball wirft.
Das war ein kleines „Highlight“ der Reha. Man hatte dort die Chance zu klettern und das ist ein Ganzkörpertraining aber auch ein psychologisches "Training", denn wann kommt man mal als Rollstuhlfahrer in solchen Höhen.
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Und weil man bei dem Wetter nicht nur im Gebäude sein konnte, hatte ich zur Abwechslung mal eine Einheit draußen. Hier sieht man ein wenig, dass der Fokus in meiner Reha darauf lag, dass ich meine Beine mehr auseinander bekomme, dab ich eine starke X-Beinstellung habe. Und so musste ich die weiße Linie entlang gehen und dabei das gelbe Band um meine Beine auf Spannung halten.
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Damit die Übung nicht so langweilig ist und ich meinem Ziel von den 30 Toren und dem Fußballspielen etwas näher-der Schuss klappt immerhin schon.
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Das Gerät dehnt offensichtlich die Beine damit sie auseinander kommen, es simuliert aber auch den Gang eines Pferdes, was hilft um den normalen Gang zu automatisieren.
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Die Reha ist so, dass ich jetzt vier Wochen da war, dann zehn Wochen dieses Heimtrainingsprogramm habe und abschließend noch meine zwei Wochen Herbstferien opfern muss und in der Zeit wieder in die Reha fahre.
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Insgesamt ist das Programm fünf Seiten lang mit je drei Übungen und es dauert circa eine Stunde, was ich jeden Tag machen muss.
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Eindruck meiner Reha verschaffen.
Bis bald
Euer Daniel
Meine Erfahrungen mit dem GigerMD
Ende letzten Jahres habe ich das Giger MD aus der Schweiz bekommen, das Projekt30 bezahlt hat. Dabei kann man im Liegen Beine und Arme gleichzeitig bewegen. Man bewegt die Beine wie beim Fahrradfahren und gleichzeitig bewegen sich die Arme mit. Das ist für alle Gelenke gut und auch für die ganze Durchblutung.
Da ein Computer angeschlossen ist, kann ich dabei fernsehen und in der Schweiz kann man meine Trainingsstunden ausarbeiten.
Der Therapeut kann sehen wo ich mich verbessert habe und wo ich noch mehr tun muss, da die ganzen Trainingsdaten gespeichert sind.
Ich bin sehr froh mit dem Gerät arbeiten zu können und es hat mir schon sehr geholfen. Das Treppensteigen klappt beispielsweise schon viel besser als früher.
Bis bald und viele Grüße
Euer Daniel
Liebe Leser,
vielleicht habt Ihr es schon in der Borkener Zeitung gelesen, aber ich möchte Euch unbedingt auch noch mal in meinem Blog über meinen neuen Aufzug berichten.
Seit diesem Frühjahr habe ich einen Aufzug bei mir zu Hause, darüber bin ich sehr froh. Warum? Ganz einfach: Ich habe mein Zimmer im ersten Stock und der einzige Weg für mich herauf und herunter zu kommen, ging über die Treppe. Dafür brauchte ich Unterstützung, oftmals musste ich sogar getragen werden. Das hat genervt! Morgens runter bringen und dann im Zweifelsfall den ganzen Tag warten bis mich wieder jemand nach oben trägt.
Das ist jetzt vorbei!
Ich kann nun immer in mein Zimmer, wenn ich möchte. Meine Hausaufgaben kann ich an meinem Schreibtisch machen und nicht mehr am Wohnzimmertisch oder in der Küche. Für Euch vielleicht Kleinigkeiten, aber für mich bedeutet dies ein Stückchen Freiheit. Während ich früher noch bei Oma duschen musste, geht’s heute in mein „eigenes“ Bad. Einfach mal auf mein Bett legen und Musik hören, das war früher unmöglich, heute kein Thema mehr - super cool!
An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmal bei Projekt30 und meiner Familie bedanken, vor allem bei Ludger Tekampe und bei meinem Opa! Von dem Einbau selbst hab‘ ich ja nichts mitbekommen, aber als ich die Fotos gesehen habe, wurde mir erst mal klar, was das für ein Akt gewesen sein muss. Bei uns sah es aus, wie auf einer Großbaustelle. Schwertransporter und Gabelstapler sind bei uns ein- und ausgefahren. Durchbrüche durch die Wände mussten gemacht werden, stellten aber für Ludger und Opa kein Problem dar. Vielleicht sollte ich die beiden von nun an meine „Bruchpiloten“ nennen?!:-)
Wie auch immer, ich bin happy! Der Aufzug bedeutet für mich ein großes Stückchen mehr Selbstständigkeit und Freiheit und meine Eltern sind bestimmt froh, dass sie nicht mehr ständig so ein schweres Paket durch die Gegend tragen müssen.
Meine Helden im Frühjahr 2012: Ludger, Opa, meine Familie und alle, die mit angepackt haben.
Vielen Dank und viele Grüße!
Euer Daniel
Liebe Leser,
vom 26.03. bis zum 30.03.03 ging es dann wieder nach München. Diesmal sind nicht nur meine Mutter und ich gefahren, mein Vater und meine Schwester waren auch dabei. Das fand ich schön, denn beim letzten Mal ist mir und meiner Mutter dort die Decke auf den Kopf gefallen.
Intensivreha war angesagt, was das heißt kann Euch am besten meine Mutter erklären. Mama erkläre das mal, bitte:
„Durch die Operationen hatte Daniels Kraft nachgelassen und musste daher wieder aufgebaut werden. Zudem sind Daniels Nervenbahnen seit den Infarkten nicht mehr aktiviert worden, sie hatten praktisch keine Befehle mehr vom Gehirn bekommen. Auch sie mussten wieder aktiviert werden. So setzte sich die Reha aus dem „Biofeedback nach Brucker“, der „Gallileotherapie“, der „Motomedtherapie“ und der „intensiven KG“ zusammen. Das Bruckner Biofeedback zeigte beispielsweise, dass Daniel fast alle Muskeln zum Hirn steuern kann, es fehlte ihm eben lediglich die Kraft dazu. Er konnte aber schon während der Therapie-Woche 30 % mehr Kraft aufbauen und auch die Anbindung der Nervenbahnen zum Gehirn verbesserte sich. Durch die Operationen sind diese Nerven wieder freigelegt und durch das Biofeedback wieder aktiviert worden.“
Ich war also jeden Tag mit verschieden Maßnahmen beschäftigt. Das war zwar anstrengend, aber ok für mich, denn ich habe gemerkt, dass die Operationen erfolgreich waren. Die Therapie hat mich meinem Ziel ein Stück näher gebracht. Meine Muskeln und Nervenbahnen funktionieren wieder besser. Laufen und irgendwann wieder selbst Tore schießen ist wieder möglich.
Eins hab ich fast vergessen: Während wir in München waren, verwandelte sich unser Haus in Weseke in eine Baustelle. Mit der Unterstützung von Projekt30 wurde ein Aufzug in unser Haus eingebaut. Aber davon beim nächsten Mal mehr.
Euer Daniel
Liebe Leser,
zurück aus dem Schwarzwald ging es einen Monat später nach München. Irgendwie schien mich der Süden Deutschlands nicht loslassen zu wollen und dabei bin ich doch Werder Bremen Fan.
Wie Ihr ja wisst, hat mich mein Wachstum vor neue Herausforderungen gestellt. Meine Kniescheiben haben sich verschoben und meine Muskeln durch die Spastiken weiter verkürzt. In diesem Zustand war Stehen und Laufen fast unmöglich für mich und damit wollte ich mich nicht zufrieden geben.
Meine Mutter hat dann nach Möglichkeiten gesucht mir zu helfen und ist, wieder einmal im Süden, fündig geworden. In München haben Ärzte eine Therapie entwickelt, mit der sich meine Muskeln verlängern lassen, die Ulzibat-Therapie. So ging es dann vom 02.12. bis zum 12.12.11 in die Schön-Klinik nach München. Dort wurden, durch eine Operation, mein Wadenmuskel, Kniebeuger, Adduktor, Daumenmuskel, Unterarmmuskel und Oberschenkelmuskel verlängert. Mein Oberschenkel sollte damit wieder meine Kniescheibe nach oben ziehen. Gleichzeitig wurde die Stellung meines rechten Fußes durch einen Muskel- und Sehnentransfair korrigiert. Klingt aufwändig und schmerzhaft und ich kann Euch sagen, das war es auch! „Hauptsache der ganze Aufwand lohnt sich“, habe ich gehofft und flog mit komplett „zugegipsten“ Beinen wieder zurück nach Hause.
Ob sich der Aufwand gelohnt hat, sollte ich dann Ende März erfahren, denn da ging es nochmal zur Schön-Klinik, wieder zu den Bayern, zur Intensivtherapie.
Mehr dazu findet Ihr in meinem nächsten Blog.
Euer Daniel
Liebe Blog-Leser,
vom 13.11. bis zum 18.11.2011 war ich in einer Privatklinik im Schwarzwald, am Ende der Welt. Die Therapie ist mir auch durch die Unterstützung von Projekt30 und damit durch Eure Unterstützung ermöglicht worden.
Im Schwarzwald hieß es „neurologische Intensivbehandlung“ und das Wörtchen „intensiv“ hatte es in sich. Jeden Tag wurde ich vier Stunden lang behandelt, das war richtig anstrengend und oft sehr schmerzhaft. Um meine Muskeln zu dehnen, musste ich auf eine Therapieliege. Das war wie auf einer Streckbank. Weil die Außenkante von meinem Fuß, bzw. die Nerven von dort zu meinem Gehirn nicht so wollten wie ich, musste ich auch hieran hart mit meinem Therapeuten arbeiten. Aber zumindest konnte ich mich beim Mentaltraining erholen, das immer wieder eingeschoben wurde.
Insgesamt waren die Einheiten jedoch echt hart. Aber wie heißt es so treffend: „Wat mut dat mut“! Denn die Maßnahmen waren erfolgreich, auch meine Therapeuten in Velen haben eine Verbesserung festgestellt. Meine Spastiken sind nicht mehr so heftig, ich habe gelernt sie besser zu steuern. Gleichzeitig haben mir die Therapeuten im Schwarzwald auch geraten meine Knie und Hüfte röntgen zu lassen, denn ich werde ja auch nicht kleiner. Ganz im Gegenteil, es sind einige Zentimeter dazugekommen. Das hat wohl dazu geführt, dass sich die Kniescheiben verschoben und durch die Spastiken meine Muskeln weiter verkürzt haben.
Und damit war dann auch die nächste Therapie beschlossene Sache: Zur Muskelverlängerung (oder auch Ulzibat-Therapie genannt) nach München. Darüber berichte ich Euch beim nächsten Mal.
Viele Grüße,
Euer Daniel
Liebe Blog-Leser,
ich habe ein paar Fotos zusammen gestellt, damit Ihr seht wie es mir geht. Seit dem 10. Mai habe ich mein Fahrrad mit dem Elektromotor. Jetzt machen mir gemeinsame Radtouren mit meinen Eltern wieder Spaß. Auch das tägliche Training auf meinem Laufband hilft mir eine ganze Menge.
Viele Grüße, Daniel
Liebe Blog-Leser,
während der Therapie im Oktober 2009 bin ich angefangen auf einem Laufband der Therapeuten zu laufen, mit 0,2 km/h. Jetzt habe ich selbst ein Laufband, worüber ich mich sehr freue.
Ich habe mir vorgenommen jeden Monat 0,1km/h schneller zu laufen. Im März dieses Jahres konnte ich schon auf meinem Laufband mit 0,5km/h anfangen und ich möchte im Mai unbedingt 0,7km/h schaffen.
Ich laufe oft, fast jeden Tag, und kann jetzt schon sicher eine halbe Stunde laufen. Das ist klasse.
Bald wird auch der Akkumotor bei meinem Fahrrad fertig, womit Ihr mich ja auch unterstützt. Sobald ich mein Fahrrad wieder habe melde ich mich und schreibe Euch wie es klappt.
Viele Grüße, Daniel